Nachhaltiges Handeln im Alltag

Was ist Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit ist die Fähigkeit, zu existieren und sich zu entwickeln, ohne die natürlichen Ressourcen für die Zukunft zu erschöpfen.

 

Die Vereinten Nationen definierten nachhaltige Entwicklung im Brundtland-Bericht als eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.

Warum nachhaltig leben?

Im Endeffekt bleibt uns schlichtweg nichts anderes mehr übrig. Entweder leben wir jetzt nachhaltig – oder irgendwann gar nicht mehr. 

Die Nachhaltigkeit hat viele Vorteile, sowohl kurzfristig als auch langfristig. Wir können die Ökosysteme unserer Erde nicht erhalten, wenn wir so weitermachen wie bisher und wenn keine nachhaltigeren Entscheidungen getroffen werden. Wenn schädliche Prozesse unverändert beibehalten werden, ist es wahrscheinlich, dass uns die fossilen Brennstoffe ausgehen werden, eine riesige Zahl von Tierarten aussterben wird und die Atmosphäre irreparabel geschädigt wird. Die Sauberkeit von Luft, Wasser und Atmosphäre sowie die zukünftige Verfügbarkeit von wichtigen Ressourcen sind die Vorteile der Nachhaltigkeit.

 

Nach Einschätzung der Vereinten Nationen wird die Weltbevölkerung bis 2050 auf sieben Milliarden Menschen anwachsen und auch die durchschnittliche Lebenserwartung steigt. Bei unserer Nachfrage nach Energie, Lebensmitteln und anderen Konsumgütern werden wir noch vor 2050 die Ressourcen von drei Erden benötigen.

Warum ist nachhaltiges Handeln in der Modebranche so wichtig?

Der weltweite Textilverbrauch steigt und steigt und steigt. Im Jahr 2016 wurden erstmals mehr als 100 Millionen Tonnen Textilfasern hergestellt. Gründe für die Zunahme sind das Wachstum der Bevölkerung, der wachsende Wohlstand in den Schwellenländern und die damit einhergehende steigende Nachfrage. Die weltweite Textilproduktion hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Im Jahr 2014 wurden erstmal mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke neu produziert, dies entspricht einem Umsatz von 1,8 Billionen US-Dollar.

 

Aber warum ist nachhaltiges Handeln in der Modebranche so wichtig?

Derzeit verursacht die Textilindustrie jährlich 1,2 Milliarden Tonnen CO2 – und damit mehr als internationale Flüge und Kreuzfahrtenzusammen. Die Modeindustrie als Teil der Textilbranche ist allein für fünf Prozent der globalen Emissionen zuständig. Sie entstehen bei der Gewinnung von Plastikfasern, der Weiterverarbeitung und langen Transportwegen.

Nachhaltige Kleidung – wie geht das?

Im Endeffekt geht es hierbei kurgefasst darum, dass bei der Herstellung und beim Gebrauch sparsam mit Ressourcen wie Wasser, Boden und Rohstoffen umzugehen ist. Viele Textilien, wie zum Beispiel Funktionswäsche oder Jacken, bestehen aus Kunstfasern. Diese werden wiederum aus Erdöl hergestellt, das bekanntlich zu den endlichen Ressourcen zählt. Baumwollfelder haben einen hohen Land- und Wasserbedarf. Die einzelnen Produktionsschritte bei der Textilherstellung verbrauchen eine Menge Wasser und Energie. Und die dabei eingesetzten Chemikalien schaden oft der Umwelt. Trotzdem gibt es viele Möglichkeiten, beim Kauf von Kleidung auf Nachhaltigkeit zu achten. Nachhaltige Kleidung wird beispielsweise aus Bio-Baumwolle hergestellt und mit natürlichen Pflanzenfarbstoffen gefärbt. Auf umweltschädliche Chemie wird weitgehend verzichtet. Es gibt Kleidung aus recycelten Fasern und sogar aus gebrauchten PET-Flaschen. Selbstgestricktes gehört ebenso dazu wie Second-Hand- Ware. Auch Kleidungsstücke, die an einem Ort gefertigt werden und nicht von Kontinent zu Kontinent hüpfen, belasten die Umwelt deutlich weniger. Schon beim durchdachten Stoffzuschnitt lässt sich Abfall vermeiden. Ein gutes Beispiel sind die sogenannten Zero-Waste-Kollektionen. Hier werden die Schnitte so konzipiert, dass jedes Fitzelchen Stoff genutzt wird. Immer- hin landen bei regulären Kollektionen rund 15 Prozent des Stoffs nach dem Zuschnitt im Müll.

 

Des Weiteren könnt ihr nachhaltige Kleidung nach ihren Siegeln und Zertifikaten erkennen. Wir möchten euch nun zwei der bekanntesten Siegeln und Zertifikaten vorstellen:

  1. Öko-Tex 100 ist am weitesten verbreitet – und am einfachsten zu bekommen. Über Herkunft und Herstellung gibt das Label keine Auskunft, es wird nur das fertige Kleidungsstück auf Schadstoff-Rückstände untersucht. Der Käufer kann sicher sein, dass bestimmte Grenzwerte nicht überschritten werden. Beim Öko-Tex 100 plus werden zusätzlich soziale Mindeststandards und die Zahlung von Mindestlöhnen in den Herstellerländern berücksichtigt.
  2. GOTS (Global Organic Textile Standard): Kann an Textilien vergeben werden, die zu mindestens 70 Prozent aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen. Der Chemiefaseranteil muss recycelt sein oder aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Zudem wird die ganze Produktionskette in Bezug auf Umweltverträglichkeit und Arbeitsbedingungen in den Herstellerländern unter die Lupe genommen.

Auswirkungen auf Gewässer

Meere sind von elementarer Bedeutung für das Klima wie auch für die Artenvielfalt. Sie bieten Nahrung für zwei Milliarden Menschen. Ihr Zustand aber verschlechtert sich dramatisch: durch Überfischung, Korallenbleiche und das Abholzen von Mangroven. Hinzu kommt die rapide zunehmende Vermüllung: Schon heute befinden sich in den Ozeanen geschätzte 150 Millionen Tonnen Plastikabfall. Das Plastik gefährdet die Tiere in und am Meer und gelangt über die Nahrungskette auch zurück zum Menschen.

 

Gemäss aktuellem Forschungsstand sind mehr als 800 Meerestierarten weltweit vom Plastikmüllproblem betroffen. Die Tiere halten die im Meer treibenden Plastikteile für Nahrung und verschlucken sie. Dies kann zu inneren Verletzungen bis hin zum Tod durch Verhungern führen. Verloren gegangene oder unsachgemäss entsorgte Fischereigeräte wie Netze oder Leinen werden besonders für Wale, Delfine, Robben und Meeresschildkröten zu tödlichen Fallen, wenn sich die Tiere darin verheddern. 

Wasserverbrauch

2,2 Milliarden Menschen haben keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser – das ist mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung. Eine Zahl, die deutlich macht, wie weit wir noch entfernt sind vom Menschenrecht auf Wasser. Dabei ist sicheres Wasser die Grundlage für Leben, Ernährung und Gesundheit. Zwei Drittel der Menschheit leben bereits heute in Gegenden, die zumindest saisonal unter Wasserknappheit leiden.

 

Die Klimakrise verschärft diese Situation noch weiter. Aktuell befinden sich 51 Länder weltweit im Wasserstress. Dort werden die verfügbaren Wasserressourcen übernutzt, sodass diese sich nicht wieder vollständig regenerieren können. Durch unsere veränderten Konsumgewohnheiten und intensive landwirtschaftliche und industrielle Wassernutzung wird der Wasserbedarf bis 2050 nach Schätzungen der Vereinten Nationen (UN) weiterhin um ca. 20-30 % steigen.

Farbherstellung

Die Farbherstellung ist das größte Umweltproblem der Modeindustrie.

 

Allein zum Färben von Stoffen verbraucht die Textilindustrie weltweit jährlich zwischen sechs und neun Billionen Liter Wasser. Außerdem laden fast drei Viertel des gesamten Wassers, das von Färbereien verbraucht wird, als untrinkbares Abwasser – eine giftige Suppe aus Farbstoffen, Salzen, Alkalien, Schwermetallen und Chemikalien, mit denen die Farbe auf unserer Kleidung fixiert wird. Diese Chemikalien landen im Abwasser und beeinträchtigen das Ökosystem oder die Menschen, die das Wasser zum Fischen, Waschen oder sogar Trinken nutzen.

 

Des Weiteren sind Färbereien eine wichtige Beschäftigungs- und Einkommensquelle in den Schwellenländern – 81 Prozent der Exportwirtschaft Bangladeschs bestehen beispielsweise aus Bekleidung. Frauen, die rund 80 Prozent der weltweiten Arbeitskräfte der Bekleidungsbranche ausmachen, laufen am meisten Gefahr, von systematischen Veränderungen oder Produkten betroffen zu sein, die nicht sorgfältig geprüft werden.

NACHHALTIGE KLEIDUNG TRAGEN - Recycling

Viele dieser Klamotten landen leider allzu oft sogar ungetragen im Müll oder der Altkleidersammlung. Umfragen haben gezeigt, dass wir bis zu 40% unserer Kleidung sehr selten oder nie tragen. Aber wohin mit diesen ungeliebten Stücken? Müll oder Altkleidercontainer  sind die beiden schlechtesten Alternativen. Man verschwendet Ressourcen bzw. unterstützt - meist ohne es zu wissen - Geschäftemacher und erschwert die Entwicklung einer eigenständigen Textilindustrie in den armen Ländern. Vielmehr sollte man karitative Einrichtungen unterstützen, die Stücke auf  Flohmärkten oder in entsprechenden Portalen im Netz anbieten. Wer kreativ und geschickt ist, kann vieles mit ein paar Handgriffen modisch aufpeppen.

 

  1. Möglichkeit: Upcycling - Dabei werden Stoffreste zu neuen Produkten verarbeitet. Es können bspw. neue Kleider aus Stoffresten geschneidert werden. So wird zum Beispiel aus einem alten T-Shirt ein wunderschönes Kopftuch oder für den Haushaltsbedarf ein Küchenlappen.
  2. Möglichkeit: Second Hand Mode kaufen - Ein wertvoller Tipp für mehr Nachhaltigkeit in deinem Alltag ist daher, ruhig Mal in einen der Second Hand Shops in deiner Nähe zu gehen oder gebrauchte und noch gut-aussehende Kleidungsstücke z.B. bei Kleiderkreisel oder eBay Kleinanzeigen zu kaufen. 
  3. Möglichkeit: Überflüssige  Mode tauschen, verkaufen oder verschenken. Sicherlich gefällt jemand anders T-Shirt oder das Kleid welches du nicht mehr trägst. Damit kannst du dir im besten Fall etwas Geld verdienen verdienen und gleichzeitig jemanden eine Freude machen.

Wir von Liwaris zeigen euch nur eine kleine Auswahl an Möglichkeiten wie ihr nachhaltig Kleidung tragen könnt. 

Allgemein gilt: Wer zu viel kauft, hat sehr schnell zu wenig Platz für die wirklich gern getragenen Stücke. In einem übersichtlich strukturierter Schrank mit sorgfältig und liebevoll ausgewählten Stücken in guter Qualität macht Kleidung von Anfang an mehr Spaß.

 

Wir haben es allesamt selbst in der Hand: 

Entscheiden wir uns für schnelllebige Konsumware - oft sogar schadstoffbelastet - oder nehmen wir uns Zeit für langlebige Qualität und damit auch länger Freude am tragen.